Auf dieser Seite will ich einige Versuche schildern, die ich bei Kultur fleischfressender Pflanzen durchgeführt habe. Vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen...
Torfpellets als Substrat
Ok, ich will ehrlich sein: die Idee stammt nicht von mir. In Peter D'Amatos Buch "The Savage Garden" (eigentlich das Standartwerk für
die Carnivorenkultur) ist ein Foto einer Drosera falconeri abgebildet, die in eben
diesen Pellets wächst. Als ich für das geplante Genlisea-Terrarium ein Substrat suchte, welches nicht durch das Sieb rieselt,
fiel mir dieses Foto wieder ein und ich begann mich ernsthafter damit zu beschäftigen.
Der bisherige Stand ist folgender: Torfpellets gibt es im Aquaristik-Fachhandel, sie kommen
dort als Filterzusatz zum Einsatz. Der Haken ist, daß diese Pellets ausschließlich aus
Schwarztorf (Weißtorf läßt sich nicht formstabil pressen) hergestellt werden. Andererseits
bilden die Torfkügelchen ein extrem lockeres Substrat, so daß ein "Ersticken" der Wurzeln
ausgeschlossen werden kann. Ein weiteres Problem ist, daß die Pellets nur leicht feucht
verkauft werden - sie wieder ordentlich zu durchnässen, dauert Tage.
04.05.2002
Ich habe zu Versuchszwecken Dr. capesis, D. muscipula und G. violacea
in dieses Substrat eingetopft, um das Wachstum auf lange Sicht zu beobachten. Bisher scheint es
keine Probleme zu geben, beim Wachstum läßt sich kein Unterschied zu den Pflanzen in "normalem"
Substrat feststellen.
18.05.2002
Die Feuchtigkeit scheint wirklich das größte Problem darzustellen: die Pellets leiten einfach
kaum Wasser weiter. Bei der Genlisea ist das kein Problem, der Topf steht eh' bis zum
Rand im Wasser. Bei Dr. capesis und D. muscipula reicht die Kapillarwirkung im
Moment gerade so - die Pflanzen sehen gesund aus, allerdings ist die obere Substratschicht
trocken...
15.06.2002
Ich habe den Versuch abgebrochen, nachdem sich die Torfpellets als hervorragendes Kulturmedium
für Schimmelpilze aller Art herausstellten. Obwohl die Oberfläche praktisch trocken war, war
der Pilzbefall binnen weniger Tage enorm. Leider ist dabei auch eine Genlisea violacea
in die Ewigen Carnivorenjagdgründe eingegangen...
Damit scheiden Torfpellets als brauchbares Karnivorensubstrat für mich aus - für mein
Genlisea-Terrarium muß ich mir also etwas anderes einfallen lassen.
Winterhärte von Utricularia sandersonii
Das herauszufinden, war eigentlich kein vorsätzliches Experiment, sondern einfach
Vergeßlichkeit. Ich hatte im Herbst etliche Töpfe mit einheimischen Pinguicula sp. sowie
diverse frisch ausgesäte Drosera sp. (zwecks Kältebehandlung) im ungeheizten Gewächshaus
gelassen.
Irgendwann gegen Anfang Dezember fiel mir plötzlich auf, daß ja in der Wohnung ein Topf mit
U. sandersonii fehlte, und irgendwann habe ich auch mal im Gewächshaus nachgesehen.
Autsch... Da stand auch wirklich ein rauhreifbedeckter Eiswürfel mit passendem Etikett. Kurzer
Blick auf's Min/Max-Thermometer: prima, -15°C. Das war's also für meinen sandersonii...
Warum ich den Topf nicht ausgekippt habe, weiß ich bis heute nicht. Ich habe ihn jedenfalls
doch mit in's Haus genommen und unter die HQI-Lampe gestellt - und zwei Wochen später traf mich
fast der Schlag: da schoben sich doch tatsächlich viele neue Blätter durch den matschigen
Kompost auf der Substratoberfläche. Die Freude war natürlich groß.
Mittlerweile (Anfang Januar) ist der Topf außer an der bewachsenen Fläche von den normal
gehaltenen Pflanzen nicht mehr zu unterscheiden. Die "schockgefrostete" Pflanze macht einen
völlig gesunden Eindruck und wächst nicht langsamer als ihre Geschwister.
Nun gut, U. sandersonii ist ja nun nicht die Rarität, aber angesichts der
natürlichen Heimat der Pflanze (Südafrika) finde ich es doch erstaunlich, daß sie mindestens
zwei Wochen lang Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt ertragen hat.